Takeda Sokaku kam auf die Welt als der zweite Sohn von Takeda Sokichi am 10. Oktober 1859 im stattlichen Wohnhaus der Takeda-Familie auf dem Gebiet des Aizu-Ise-Heiligtums in Oike. Als Kind beobachtete Sokaku mit seinen eigenen Augen die Kämpfe des Aizu-Krieges; viele von denen fanden nur ein paar Schritte von seinem Zuhause entfernt statt. Er lernte Kenjutsu, Bojutsu, Sumo und Daito-ryu von seinem Vater. Er lernte auch Ono-ha Itto-ryu von Shibuya Toma im Yokikan-Dojo, das sich im Bangemachi-Stadtviertel der Aizu-Domäne befand. Im 1873, zusammen mit seinem Vater Sokichi, besuchte er das Dojo von Jikishinkage-ryu von Sakakibara Kenkichi, mit dem Sokichi eine gute Beziehung pflegte. Sokaku wurde ein beständiger Student im Sakakibara-Dojo und lernte tief die Lehren von Jikishinkage-ryu.
Sokakus Aufenthalt in Tokio wurde schnell unterbrochen, als sein ältester Bruder Sokatsu plötzlich im Jahre 1876 starb. Sokatsu war zuvor Priester geworden und nach seinem unerwarteten Tode bestimmte Sokichi, dass sein zweiter Sohn, Sokaku, ihm folgen werde: ein Entschluss, der, seiner Ansicht nach, Sokaku eine mehr ehrenvolle Position in der Gesellschaft zuteilen würde. Infolgedessen sandte man den siebzehnjährigen Sokaku zum Tsutsukowake-Schrein in der Fukushima-Präfektur (die Aizu-Domäne war zu der Zeit nicht mehr auf der Landkarte zu erblicken). Der Hauptpriester war Hoshina Chikanori (1830-1903), ursprünglich als Saigo Tanomo und ein einmaliger Berater der Aizu-Domäne bekannt. Hoshina hegte gewisse Sympathie für die Sache von Saigo Takamori (1828-1877), einer Schlüsselfigur zu der Zeit von Meiji-Restauration, der sich nun gegen die kaiserliche Regierung stellte, die er aufzubauen geholfen hatte. Es sah so aus, dass Hoshina Sokaku die Grundbegriffe und –vorstellungen der politischen und militärischen Situation in dem Lande beibrachte – und vor allem über die Aktivitäten von Takamori in Kagoshima. Damals zirkulierten verschiedene Gerüchte über Takamoris Aufstand und Sokaku vernahm sie alle; nach einem kurzen Aufenthalt von lediglich etwa ein paar Wochen im Heiligtum, wo er als priesterlicher Lehrling tätig war, verließ er seine Pflichten und begab sich nach Kyushu mit der Absicht, der Armee von Takamori beizutreten.
Sokaku reiste in Richtung Kyushu durch Tokio und dann Osaka, wo er einige Zeit mit Üben beim Dojo von Kyoshin Meichi-ryu Kenjutsu verbrachte, einem Dojo, das dem anerkannten Schwertmeister Momonoi Shunzo angehörte (1826-1886). Aufwände seitens seiner dortigen Zeitgenossen verhinderten schließlich Sokaku daran, den Streitkräften von Takamori beizutreten, und im Endeffekt verzichtete er auf sein Vorhaben. Desseungeachtet kam er nicht nach Hause zurück, aber stattdessen verbrachte er die nächsten zehn oder so Jahre auf seinen Reisen durch die südlichen Teile Japans und trainierte so oft wie möglich. Es gibt keine bekannten Dokumente von dieser Lebensperiode Sokakus; dennoch bestehen zahlreiche Erzählungen über sein Training und seine Abenteuer, die sein Sohn Tokimune hinterließ.
Ähnlich sind nur wenige Details verfügbar, die seine Abenteuerjahre im Süden Japans betreffen. Es ist bekannt, dass er einige Zeit in seiner Heimatpräfektur von Fukushima verbrachte, wobei er damals heiratete und zwei Kinder hatte. Er begleitete daneben auch Saigo Tsugumichi (1843-1902), einen jüngeren Bruder von Saigo Takamori, nach Hokkaido ungefähr im 1887, als Tsugumichi zum Anführer des Entwicklungsprojektes für Hokkaido wurde. Es ist höchstwahrscheinlich, dass Sokaku sein Training von Kampfkünsten während dieser Zeitspanne bis zu den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts fortsetzte und möglicherweise begann er zu derselben Zeit auch seine ersten Lektüren anzubieten.